DIESJÄHRIGE RETROSPEKTIVE ZUM MOTTO ENTER THE CONTACT ZONE

News16.05.2024

ENTER THE CONTACT ZONE steht als Referenz für das folgenreiche Zusammentreffen von internationalen Filmschaffenden, die im Zuge des Tashkent Filmfestival einen Gegenentwurf zur europäisch und US-amerikanisch dominierten Kinolandschaft realisierten. Zwischen 1968 und 1988 fanden in der Hauptstadt der damaligen usbekischen Sowjetrepublik zehn Ausgaben dieses internationalen Filmfestivals statt, das ausschließlich filmische Werke aus den Ländern Afrikas, Asiens und (ab 1976) Lateinamerikas vorführte. Das Taschkent Filmfestival war ein sozialer Raum des kreativen Austauschs und der Förderung transnationaler Allianzen, um am Rande stehende Kinematographien in ein neues Zentrum zu rücken.

In diesem Sinn diente das Taschkent Filmfestival als Treiber zur Stärkung von Süd-Süd-Beziehungen und zur Dezentrierung westlich geprägter Paradigmen, muss aus heutiger Sicht aber ebenso als instrumentalisiertes Werkzeug der sowjetischen Kulturdiplomatie und geopolitisch-strategischen Propaganda begriffen werden. Ziel der Retrospektive des IFFI #33 ist es, die Mechanismen des Taschkent Filmfestivals differenziert zu betrachten und das Geflecht aus politischen, kulturellen und künstlerischen Motiven behutsam zu entwirren. Dabei begeben wir uns ebenso auf eine Spurensuche nach den Anfängen des IFFI, das sich – wie andere Filmfestivals seit den 1980er Jahren – den Kinematographien der „Drei Kontinente“ verschrieb. Somit steht ENTER THE CONTACT ZONE auch für eine kritische Reflexion über die gegenwärtige Festivalpraxis in globalen Filmnetzwerken sowie für die Möglichkeit des gemeinsamen Auslotens von neuen Perspektiven.

Die Retrospektive beginnt 1966 mit dem Film NEŽNOST‘ (TENDERNESS) von El’er Išmuchamedov in Taschkent, führt über einen japanischen Samurai Film (SAMURAI REBELLION von m Kobayashi, 1967), in ein satirisch überzeichnetes postkoloniales Senegal in Ousmane Sembènes XALA (1975) und eine fulminante Komödie über den colonial hangover in Indien mit INTERVIEW (1970) von Mrinal Sen. Nach Godfrey Reggio’s POWAQQATSI (1988) spannen zwei Kurzfilmprogramm einen Bogen in die Gegenwart. Das eine stellt das Filmschaffen junger zentralasiatischer Filmschaffender ins Zentrum, das andere geht der Frage nach wie sich die filmischen Formen und Themen in die Gegenwart bzw. Zukunft übersetzen lassen.

Die Retrospektive wurde mit Valeryia Kim des DAVRA Research Collective aus Taschkent erarbeitet und vom Osteuropa Zentrum der Universität Innsbruck unterstützt.

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TASHKENT 58-88
Zumrad Mirzalieva
2024, o. A.
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NEŽNOST’ (TENDERNESS)
Ėl’er Išmuchamedov
1966, UdSSR
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JOIUCHI: HAIRYO TSUMA SHIMATSU (SAMURAI REBELLION)
Masaki Kobayashi
1967, Japan
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INTERVIEW
Mrinal Sen
1970, Indien
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XALA
Ousmane Sembène
1975, Senegal/Frankreich
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MUEDA, MEMÓRIA E MASSACRE (MUEDA, MEMORY AND MASSACRE)
Ruy Guerra
1979, Mosambik
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POWAQQATSI
Godfrey Reggio
1988, USA
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A.KIM
Yulia Khvan
2023, Usbekistan
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SHAMOL BIZNI UCHIRSIN (THE WIND THAT CARRIES US)
Fayyoz Buzruk
2021, Usbekistan
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ČERNYJ VAGON (BLACK WAGON)
Adilet Karzhoev
2021, Kirgisistan
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LUČŠEE MESTO NA ZEMLE (LVNZ / BEST PLACE ON THE EARTH)
Roman Buryak
2018, Tadschikistan
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TOVARIŠČ POLICEJSKIJ (COMRADE POLICEMAN)
Assel Aushakimova
2020, Kasachstan
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ERTAK (FAIRY TALE)
Kamila Rustambekova
2023, Usbekistan
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THE INTERNATIONALE
Chulayarnnon Siriphol
2018, o. A.
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AEQUARE. THE FUTURE THAT NEVER WAS
Sammy Baloji
2023, DR Kongo
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EL POLVO YA NO NUBLA NUESTROS OJOS (AFTER THE DUST)
Colectivo Silencio
2022, Peru
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SOLIDARIEDADE (SOLIDARITY)
Fernanda Pessoa
2022, Brasilien
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CHILLPIQ
Saodat Ismailova
2018, Usbekistan

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