HELMUT GROSCHUP (1954 – 2023)
News – 04.07.2023
LIEBE FREUNDE DES IFFI,
wir sind fassungslos und müssen die traurige Nachricht mit euch teilen, dass Festivalgründer und langjähriger Festivalleiter Helmut Groschup am 1.7.2023 verstorben ist. Wir, das IFFI-Team, möchten insbesondere Eva und Perla, Walter mit Andrea und seinen vielen Freund*innen unser tiefempfundenes Beileid ausdrücken.
HELMUT GROSCHUP (1954 – 2023)
Ich sitze im Zug Richtung Bozen, gerade hält der Zug am Brenner. Der Schock sitzt noch tief, aber der Brenner erscheint mir ein guter Ort, um ein paar Gedanken zu Helmut in Worte zu fassen.
Vor etwas mehr als vier Jahren hatten Helmut und ich gerade erfahren, dass ich seine Nachfolge als Leiterin des IFFI antreten würde. Wir kannten uns damals flüchtig. Er kontaktierte mich umgehend und ich erinnere mich, vor unserem ersten Treffen nervös gewesen zu sein. Es stellte sich allerdings heraus, dass Helmut mir vom ersten Moment an absolut offen und wohlwollend begegnete.
Es war bestimmt nicht einfach, das eigene Festival einer Unbekannten anzuvertrauen. Es ist immerhin das Festival, das Helmut erfunden, aufgebaut und 28 Jahre lang geleitet hat. Jenes Festival, in das er viel Energie, Liebe und Zeit gesteckt hat, für das er gekämpft hat und das eng mit seinem eigenen Leben verbunden war. 1992 hat Helmut das erste America Film Festival ins Leben gerufen und vor allem lateinamerikanische Filme gezeigt, was für Viele in Innsbruck eine Premiere war. Das Festival wuchs, entwickelte sich über Cinevision zum IFFI weiter und blieb stets eine zutiefst politische und sozialkritische Veranstaltung. Zudem ballte sich in dieser Arbeit Helmuts Gabe, Türen zu öffnen, Menschen zusammenzubringen sowie generell in Menschen mehr zu sehen, als sie selbst in sich sahen. Ein Tipp, den Helmut mir gleich am Anfang mitgegeben hat – immer Freund*innen um sich scharen. Das ist auch der Zauber und das Einmalige am IFFI, dass es Raum schafft, um neue Freundschaften zu knüpfen und alte zu pflegen.
Helmut hat mir sein Festival anvertraut. Nicht nur das, er stand mir seit dem ersten Tag mit Rat und Tat zur Seite und unterstützte mich dabei, meine eigene Art und Weise zu finden, das IFFI zu leiten. Dabei hat sich eine vertrauensvolle Freundschaft zwischen uns entwickelt.
Es gibt viele Wegbegleiter*innen, die Helmut länger und besser kennen; die mehr über sein Leben erzählen können. Helmut hat mir oft von seinen Erlebnissen erzählt. Meist waren es amüsante Anekdoten von internationalen Filmfestivals, von seinen zahlreichen Begegnungen mit außergewöhnlichen Kunst- und Kulturschaffenden, aber auch von alltäglichen Situationen seiner vielen Reisen. Es verdichtete sich in seinen Erzählungen das Bild eines umtriebigen Draufgängers, der nicht zurückschreckte, manchmal unbequem zu sein, dessen Freundschaften sich wie ein Netz über die ganze Welt spannten und die er über Sprachbarrieren hinweg stets gepflegt hat. Es ist unfassbar, dass wir nicht mehr gemeinsam bei Wolfi im Inthal über das IFFI sprechen werden, dass wir uns keine Fotos, auf denen wir uns zuprosten, schicken werden, dass wir nicht mehr gemeinsam das Filmfestival in Izola besuchen werden, oder dass ich am Tag der Eröffnung keine Nachricht mit aufmunternden Worten bekommen werde.
Lieber Helmut, herzlichen Dank für dein Vertrauen und deine Freundschaft. Du hinterlässt eine große Lücke und fehlst sehr.
Anna
Wir möchten noch auf die Artikel über Helmut Groschup in der Tiroler Tageszeitung, dem ORF Tirol, stol.it und den Dolomiten hinweisen.