Der Martin - IFFI Filmpreis

News30.04.2023

TEXT von FLORIAN WALDVOGEL

Der Martin ist der Filmpreis des Internationalen Filmfestivals Innsbruck IFFI. Er ist nach dem österreichischen Künstler Martin Schlögl (*1988) benannt, der die Trophäe für den Preis entwarf. Der Martin wird 2023 zum ersten Mal in fünf Kategorien verliehen.

Was so spröde daher kommt, entspricht jedoch haargenau Schlögls Geist, den er auch schon in seinen früheren Arbeiten wie Bugles (2021), ohne Titel (Kastanie) (2019) oder es gibt Kohle (2018) abgefeiert hat: das Profane, das Einfache, das uns täglich Umgebende. Schlögl verbeugt sich vor dem, was wir als unser täglich Brot (um im Heiligen Land Tirol eine christliche Analogie zu bemühen) bei einem Kinobesuch bezeichnen könnte, das, was es im Leokino aber gerade nicht gibt. Er stellt das Popcorn in einer Black Box in den Mittelpunkt seiner künstlerischen Überlegungen und schenkt dem Mais somit seine Sakramente!

Wenn es eine gesellschaftliche Vereinbarung in der theoretischen und praktischen Wertschöpfung von Kunstwerken gibt, dann ist es jene, dass diese Objekte etwas bedeuten, indem sie bestehenden Bedeutungen etwas hinzufügen und sie dadurch modifizieren. Arthur C. Danto bezeichnet diesen Effekt als "Aboutness" der Kunst.

Popcorn beim Kinobesuch scheint eine ziemlich klare Bedeutung zu haben. Schlögls Popcorn hingegen handelt davon, wie wir unsere Lebenswelt erst durch die Art, wie wir uns ihr zuwenden, sie anschauen, definieren und beschreiben, selbst erschaffen und dabei die Bedeutungen der Dinge und Verhältnisse festlegen. Kunst ist hierbei nur eines, aber ein besonders vielseitiges Mittel der bedeutungsvollen Welterzeugung, denn die Welt in der man denkt, ist nicht die Welt, in der man lebt.

Popcorn verkörpert die Sehnsucht nach Veränderung und die Erinnerung an die Jugend, nach einer Bildsprache, welche die Komplexität der Existenz in ein verständliches Zeichen bannt. Das bronzene Objekt in seiner Schachtel erinnert an die Glücksmomente des Kinobesuchs, verweist jedoch auch auf die Vergänglichkeit der irdischen Existenz und des Ruhms. Schon Picasso und Warhol wussten, Einzigartigkeit ist kein zu begehrendes Attribut, da es zur Vergessenheit führt und damit zur Nichtwirklichkeit.

Jede*r hat doch schon einmal ein Popcorn im Kino verloren, oder hat es in den Tiefen des Kinosessel gesucht. Der Martinist ein Vanitas-Stillleben, ein privates Andachtsobjekte für die Preisträger*innen für eine außerordentliche Leistung, und für uns, das Publikum, eine Gedächtnisstütze für die künstlerische Freiheit.

Schlögls Entwurf für den Preis des Internationalen Filmfestivals Innsbruck IFFI zeigt zudem auf ganz einfache Weise, dass das gewöhnliche Leben wunderbar ist und alltägliche Dinge entsprechend weitaus bedeutungsvoller sind, als es die Gegenstände der Kunst vielleicht je werden können.

IFFI2022-Website-News-26

Website Martin Schlögl