IM GEDANKEN AN KARL SAURER

IFFI 202024.10.2020

HELMUT GROSCHUP IM GEDANKEN AN KARL SAURER

Ich kann mich nicht daran gewöhnen, dass er tot ist, dass ich ihn nicht mehr treffen kann. Kari war einer meiner Lehrmeister, ein professioneller Typ und dann wieder überhaupt nicht professionell. Er war sowas wie der Morgenstern in einer Branche, die ob ihrer Überheblichkeit sowieso mit der Zukunft im Gebälk liegt.

Nun ist es schrecklich weit gekommen mit der Kinobranche. Nicht nur wegen Corona, auch wegen Netflix und anderen Sorgen. Kari ist in den ersten Tagen der Coronakrise gestorben, vielleicht kein Zufall, aber er wäre auch einer derer gewesen, die dagegengehalten hätte. Karl Saurer war einer, der immer dagegengehalten hat und immer ein Freund von denen war, die dagegengehalten haben.

Wie ich ihn kennengelernt habe, das war vor der Gründung des IFFI, also vor 1992. Also haben wir uns mindestens 30 Jahre cineastisch begleitet und gegenseitig unterstützt. Seine Filme sind keine Publikumsrenner – sie sind in meinen Worten ausgedrückt Longseller im Gegensatz zu Bestsellern. Was heißt dies. Heute werden Filme für einen Kinostart gemacht und dann sind sie weg. Karis Filme kann man sich immer wieder anschauen und traurigerweise sind sie aktuell geblieben, wie KEBAB UND ROSOLI. Mit diesem Film sind wir irgendwann in den frühen 1990ern gemeinsam auf Tirol-Tournee gewesen und ich könnte dies heute noch machen.

Kari hat sich sehr engagiert für das IFFI, er war immer da, wenn wir ihn brauchten und dies sehr flexibel von einer Sekunde auf die andere. Kari hat das IFFI mit seinen Filmen bereichert, aber auch mit seiner endlosen Geduld. Und er hat mit seiner Ruhe dafür gesorgt, dass wir manchmal nicht entglitten sind, als Filmemacher, Juror, Moderator, Gästebetreuer, Laudator, Festredner und kritischer Geist bei Filmdiskussionen.

Karis Filme sind ein Vermächtnis für Menschen, denen er Sprachrohr war, weil sie sich selbst nicht in Szene setzen konnten. Er hat sich für die Umwelt eingesetzt. Er war ein Demokrat, ein Humanist und einer meiner besten Freunde, mein Lehrer, mein Bruder, mein Vater und mein Boss. Mehr fällt mir nicht ein zu diesem großartigen Menschen. Rest in Peace mein Bruder Kari ach könnten wir doch wieder eine Flasche Roten gemeinsam trinken.

Helmut Groschup

(Gründer des IFFI und ehemaliger Direktor)

Samstag, 24: Oktober 2020

Am IFFI sind die Filme KEBAB UND ROSOLI (1992) und AHIMSA (2012) von Karl Saurer zu sehen. Die beiden Filme hat Elena Hinshaw-Fischli ausgewählt. Sie zeugen von Karl Saurers humanistischem Engagement und ermutigen, denn sie zeigen nicht nur Problemfelder auf, sondern stets auch Möglichkeiten zum Handeln und zum Aufbrechen von Machtstrukturen.

Danke Helmut Groschup für diesen schönen und persönlichen Text.